Wien und Budapest, die beiden Seminarorte, sind die zwei größten Städte Zentraleuropas und nicht allein durch die Donau verbunden, sie waren lange Zeit auch durch eine gemeinsame Geschichte und Kultur miteinander verknüpft. Die Tourismusindustrie bedient sich gerne nostalgisch verbrämter Bilder und Vorstellungen aus der Vergangenheit, um einen besonderen Lebensstil der BewohnerInnen dieser
Städte zu beschwören. In der Gegenwart überlagern aber häufig auch Negativ-Schlagzeilen, etwa über aufkeimenden Nationalismus, Minderheitenfeindlichkeit oder Einschränkung der Pressefreiheit die tradierten Klischees.
Durch Vorträge von ExpertInnen, in Workshops und mobilen Arbeitsgruppen wollen wir uns mit diesen Phänomenen bzw. Bildern und Stereotypen auf unterschiedlichen Ebenen
auseinandersetzen und zu einem differenzierteren Bild der beiden Städte bzw. Länder gelangen. Wir beschäftigen uns z.B. mit unterschiedlichen Formen der Erinnerungskultur, d.h. mit der Art, wie „kritische“ Abschnitte der eigenen Geschichte in Wendezeiten im öffentlichen Raum neu thematisiert werden, etwa durch Umbenennung von Straßen, Anbringen von Gedenksteinen, Entfernen von Monumentalstatuen etc.
Thema im Seminar sind aber auch sprachgeschichtliche Fragen, wir setzen uns mit den Eigenheiten der ungarischen Sprache und ihren Bezügen zum österreichischen Deutsch auseinander.
Einen Schwerpunkt mit Bezug zur Schule bildet der Bereich Teambildung: Sprachlich und sozial heterogene Klassen sind oft eine besondere Herausforderung für LehrerInnen. Im Seminar versuchen wir, zielführende Bewältigungsstrategien spielerischer und erlebnispädagogischer Natur bei Spannungen im Klassenverband aufzeigen. Weiterer Schwerpunkt im Hinblick auf den multikulturellen Hintergrund vieler Kinder bilden Schulprojekte, die sich mit deren biographischen Erfahrungen im familiären Umfeld
auseinandersetzen – in Anlehnung an das Geschichtsverständnis einer „oral history“ .
Ergänzend dazu wollen wir zu einem vertieften Verständnis unserer eigenen Rolle in der Interaktion mit SchülerInnen finden, indem wir uns mit der Darstellung unterschiedlicher
Lehrertypen in der jüngeren Filmgeschichte beschäftigen.
Im Seminar sollen selbstverständlich die „angenehmen“ Seiten der beiden Städte nicht übergangen werden: Märkte, Bäder, Kaffeehäuser oder „locations“ der Jugend sind
deshalb ebenfalls Thema im Seminar. Kulturveranstaltungen in Budapest und Wien runden das Programm ab. Nach einer Woche übersiedelt die Seminargruppe nach Budapest, das Seminar endet jedoch in Wien, für den Rücktransfer ist gesorgt. (Die Heimreise kann selbstverständlich auch von Budapest aus erfolgen).
Das Seminar beginnt am 4. August in Wien, TeilnehmerInnen der IDT in Bozen haben also die Möglichkeit, unmittelbar nach Abschluss der Tagung an dieser Veranstaltung
teilzunehmen.
Inhalte
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Historische Beziehungen Wien – Budapest bzw. Österreich – Ungarn
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Geschichte in Zeiten der Wende – Erinnerungskulturen
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Aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen
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Bäder, Märkte, Kaffeehäuser als Orte der Begegnung
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Sprachliche Strukturen des Ungarischen – österreichisches Deutsch
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Teambildung und soziales Lernen im Klassenverband
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Schule / LehrerInnen im Film
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Film im DaF-Unterricht
Termin: 4. – 16. August 2013
Anmeldeschluss: 4. Mai 2013
Veranstaltungsorte: Wien und Budapest
Organisation: Gerhard Grabner (gerhard.grabner@kulturundsprache.at)
Preis: Euro 1.390,–